Was bedeutet „Hochstrittigkeit“?
Hochstrittigkeit bezeichnet im Familienrecht eine Situation, in der die Eltern nach Trennung oder Scheidung dauerhaft und intensiv in Konflikte verwickelt sind, die sich auf das Kind, die Umsetzung von Umgangsrechten oder Entscheidungen zur elterlichen Sorge auswirken.
Diese Konflikte gehen über normale Meinungsverschiedenheiten hinaus und können das Kindeswohl erheblich belasten. Hochstrittige Eltern sind oft nicht in der Lage, eigenständig einvernehmliche Lösungen zu finden oder notwendige Abstimmungen zum Wohle des Kindes vorzunehmen.
Typische Merkmale hochstrittiger Eltern
- Wiederholte und eskalierende Streitigkeiten über Umgang, Unterhalt oder Sorgerechtsfragen
- Blockadehaltung eines Elternteils, z. B. Verweigerung der Übergabe des Kindes oder der Zustimmung zu wichtigen Entscheidungen
- Unfähigkeit zur Kooperation und fehlende Kommunikation zwischen den Eltern
- Psychische Belastung des Kindes, z. B. durch Loyalitätskonflikte, Manipulationen oder wiederkehrende Konfliktsituationen
- Gefährdung der Kindeswohlinteressen, wenn die Konflikte Einfluss auf Betreuung, Schule, Freizeit oder emotionale Stabilität des Kindes haben
Rechtliche Maßnahmen bei Hochstrittigkeit
Das Familiengericht kann in Fällen von Hochstrittigkeit verschiedene Maßnahmen anordnen, um die Situation zu stabilisieren und das Kindeswohl zu schützen:
- Begleiteter Umgang
- Der Umgang eines Elternteils mit dem Kind wird durch eine neutrale Fachkraft überwacht.
- Begleitete Übergabe
- Die Übergabe des Kindes zwischen den Eltern erfolgt unter Aufsicht.
- Umgangspflegschaft
- Ein Umgangspfleger wird bestellt, um die Einhaltung des Umgangsrechts sicherzustellen und die Kommunikation zwischen den Eltern zu unterstützen.
- Kommunikationsauflagen
- Gerichtliche Festlegungen, wie die Eltern untereinander kommunizieren (z. B. schriftlich oder über eine neutrale Plattform).
- Anordnung von Mediation oder familiengerichtlicher Beratung
- Professionelle Unterstützung zur Konfliktlösung und Förderung der Kooperationsfähigkeit der Eltern.
Auswirkungen auf das Kindeswohl
Hochstrittigkeit kann das Kind emotional und psychisch stark belasten:
- Gefühle von Angst, Schuld oder Loyalitätskonflikten
- Störungen im Alltag, in Schule oder Freizeit
- Schwierigkeiten bei der Beziehung zu beiden Elternteilen, insbesondere wenn ein Elternteil systematisch ausgeschlossen wird
Gerichte prüfen daher bei hochstrittigen Konstellationen besonders sorgfältig, welche Maßnahmen zur Sicherung des Kindeswohls erforderlich sind.
Beispiel
Nach der Trennung weigert sich die Mutter, das Kind zur vereinbarten Umgangszeit an den Vater zu übergeben. Der Vater verweigert daraufhin die Kommunikation. Das Gericht bestellt einen Umgangspfleger, der die Übergaben überwacht, die Einhaltung der Umgangszeiten sicherstellt und regelmäßig Bericht erstattet.
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