Das beste Betreuungsmodell nach einer Scheidung hängt immer von den Bedürfnissen des Kindes sowie den Wünschen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Eltern ab. Es gibt kein allgemeingültig richtiges Modell – im Vordergrund steht eine kindgerechte, stabile Lösung und der wertschätzende Umgang aller Beteiligten.
Vergleich der drei Betreuungsmodelle
Modell | Grundidee | Vorteile | Nachteile | Typische Situation |
---|---|---|---|---|
Residenzmodell | Das Kind lebt überwiegend bei einem Elternteil, der andere Elternteil hat festes Umgangsrecht. | Stabilität, feste Bezugsperson, klare Verhältnisse bei Konflikten | Weniger präsenter Kontakt zum anderen Elternteil, asymmetrische Verantwortungsaufteilung, Gefahr der Entfremdung | Eltern wohnen weiter entfernt, hohe Konflikte, berufliche Anforderungen |
Wechselmodell | Das Kind wechselt regelmäßig (z. B. 50:50) zwischen den Haushalten der Eltern. Beide Elternteile tragen gleichberechtigt Verantwortung. | Enge Bindung zu beiden Elternteilen, gleichwertige Verantwortung, faire Aufteilung, starke Bezugspersonen | Hohe Kooperationsbereitschaft nötig, organisatorischer Aufwand, wirtschaftlich anspruchsvoll, räumliche Nähe erforderlich | Beide Eltern möchten aktiv betreuen, gute Kommunikation, geringe Konflikte |
Nestmodell | Das Kind bleibt in der bisherigen Wohnung, die Eltern wechseln sich dort mit der Betreuung ab. | Maximale Kontinuität für das Kind, unveränderter Alltag | Sehr kostenintensiv (drei Haushalte), organisatorisch und für Eltern meist unpraktikabel | Übergangslösung nach Trennung oder bei hohen Ressourcen, selten dauerhaft |
Persönliche Einschätzung und Praxiserfahrung
Nach meiner Ansicht hängt die Wahl des passenden Modells vorrangig von den individuellen Wünschen und Bedürfnissen des Kindes sowie von den Möglichkeiten und Vorstellungen der Eltern ab. Idealerweise wird das Betreuungsmodell gemeinsam und einvernehmlich ausgewählt – denn meine Erfahrung zeigt: Wird das Wechselmodell von beiden Eltern wirklich mitgetragen, so wird es auch von den Kindern in der Praxis meist sehr gut angenommen.
Das Wechselmodell ermöglicht es beiden Eltern, eine gleichwertige Bindung zum Kind aufrechtzuerhalten und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Die Vorteile dieses Modells entfalten sich jedoch nur, wenn die Eltern auch im Alltag kooperieren und Konflikte minimieren können – bestehen hingegen andauernde Auseinandersetzungen, leidet das Kindeswohl, selbst wenn das Modell formal „kindgerecht“ gewählt ist.
Das Residenzmodell kann ebenfalls eine stabile und gute Lösung sein, insbesondere wenn objektive Gründe wie große Entfernungen oder berufliche Rahmenbedingungen vorliegen oder das Kind nach Kontinuität bei einem Elternteil verlangt.
Das Nestmodell bietet aus Sicht der kindlichen Kontinuitäts- und Stabilitätsbedürfnisse sicherlich attraktive Aspekte – ist aber aus wirtschaftlichen und praktischen Gründen nur für ganz wenige Familien dauerhaft realistisch und kommt daher meist nur als befristete Lösung zum Einsatz.
Daher sollte oberste Prämisse immer sein, dass sich beide Elternteile mit dem gewählten Modell grundsätzlich wohl fühlen und das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt stellen.
Kontaktieren Sie uns gerne für eine individuelle Beratung zu Ihrem Fall und zur Wahl des passenden Betreuungsmodells. 👉 Kontakt
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