Was bedeutet „Cochemer Modell“?
Das Cochemer Modell ist ein Konzept für familiengerichtliche Verfahren, das ursprünglich in der Stadt Cochem entwickelt wurde und mittlerweile auch bundesweit Beachtung findet. Ziel ist es, hochstrittige Familienkonflikte schnell, kooperativ und kindeswohlorientiert zu lösen.
Anstatt eines langwierigen, konfrontativen Prozesses setzen alle Beteiligten – Familiengericht, Jugendamt, Anwälte, Verfahrensbeistände, Beratungsstellen und Mediatoren – auf Zusammenarbeit und Einvernehmen.
Grundprinzipien
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit
- Alle Verfahrensbeteiligten stimmen sich eng ab, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden.
- Es wird ausdrücklich vermieden, dass Eltern gegeneinander ausgespielt werden.
- Kindeswohlorientierung
- Das Wohl des Kindes steht stets im Mittelpunkt.
- Ziel sind schnelle, nachhaltige und kindgerechte Lösungen.
- Vermeidung eskalierender Schriftsätze
- Nach den Leitlinien des Cochemer Modells – und ausdrücklich auch nach den Vorgaben des Familiengerichts Jena – soll ein umfassender, konfliktschärfender Vortrag der Rechtsanwälte vermieden werden.
- Stattdessen sollen die tatsächlichen und rechtlichen Probleme in einer umfassenden gerichtlichen Anhörung erörtert werden.
- Eigenverantwortung der Eltern
- Eltern werden motiviert, eigenständig einvernehmliche Lösungen zu entwickeln, bevor das Gericht eine Entscheidung trifft.
Ablauf im Cochemer Modell
- Früher erster Termin: Rascher Beginn des Verfahrens, um Eskalationen zu vermeiden.
- Gerichtliche Anhörung: Umfassende Gespräche mit allen Beteiligten, inklusive Eltern, Jugendamt, ggf. Verfahrensbeistand und weiteren Fachstellen.
- Einvernehmliche Lösungen bevorzugt: Gerichtliche Entscheidungen erfolgen nur, wenn sich Eltern nicht einigen können.
Vorteile des Cochemer Modells
- Schnelle Verfahrensabwicklung
- Weniger Belastung für Kinder
- Vermeidung eskalierender Anwaltsschreiben
- Stärkung der Eigenverantwortung der Eltern
- Nachhaltige Konfliktlösungen
Beispiel
In einem hochstrittigen Umgangsverfahren beim Familiengericht Jena wird das Verfahren nach den Grundsätzen des Cochemer Modells geführt. Das Gericht setzt frühzeitig einen Termin an, bei dem Jugendamt, Verfahrensbeistand und Eltern gemeinsam nach Lösungen suchen. Die Anwälte verzichten bewusst auf konfliktschärfende Schriftsätze, um eine Eskalation zu vermeiden.
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