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4. Wie belasten hochstrittige Elternkonflikte Kinder – und wie helfen Umgangspflegschaft, begleiteter Umgang & Übergaben?

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Hochstrittige Umgangskonflikte, deren gerichtliche Lösung und psychische Auswirkungen auf Kinder

Nach einer Trennung oder Scheidung entstehen Umgangsregelungen oftmals nicht reibungslos. Hochstrittige Konflikte zwischen den Eltern können das Kindeswohl erheblich belasten. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Familienrechtsanwalt und Verfahrensbeistand weiß ich: Kinder stehen immer im Zentrum unserer Überlegungen. Die Berücksichtigung ihrer subjektiven Realitäten und emotionalen Bedürfnisse ist entscheidend für eine tragfähige und nachhaltige Lösung.


Psychische Auswirkungen hochstrittiger Umgangskonflikte auf Kinder

Wenn Eltern sich in Umgangsfragen tiefgreifend streiten, erleben Kinder oft einen enormen Loyalitätskonflikt. Sie fühlen sich hin- und hergerissen zwischen den Eltern und fürchten, eine Seite zu enttäuschen oder verlieren das Vertrauen in die Stabilität ihrer familiären Welt. Solche inneren Spannungen können sich durch Angst, Traurigkeit und Verunsicherung ausdrücken. Kinder zeigen oft Verhaltensänderungen, Rückzug, Schlafstörungen oder psychosomatische Beschwerden.

In hochstrittigen Fällen besteht die Gefahr, dass die häufigen Auseinandersetzungen zu einer sogenannten „Eltern-Kind-Entfremdung“ führen, bei der das Kind den Kontakt zu einem Elternteil ablehnt oder verweigert. Solche Dynamiken erfordern größte Sensibilität und besondere Schutzmaßnahmen, da sie tiefgreifende Folgen für die psychosoziale Entwicklung der Kinder haben.

Aus diesem Grund ist es zentral, dass das Verfahren und die Umgangsregelung das Ziel verfolgen, das Kind vor weiteren seelischen Belastungen zu schützen und seine subjektive Lebenswirklichkeit mit seinen Bedürfnissen einzubeziehen.


Hochstrittige Umgangskonflikte: Herausforderungen

Umgangskonflikte entstehen oft bei tiefgehenden Ressentiments und Vertrauensverlusten zwischen den Eltern. Die Kommunikationsfähigkeit ist stark eingeschränkt, was die Konfliktbewältigung zusätzlich erschwert. Vorurteile und Schuldzuweisungen dominieren häufig die Gespräche, wodurch das Wohl des Kindes immer wieder in den Hintergrund tritt.

Ich betone: Ein guter Umgang mit dieser komplexen Situation erfordert Empathie, Wertschätzung und Offenheit bei allen Beteiligten. Nur so können die vielfältigen subjektiven Realitäten und Gefühle beachtet werden – sowohl der Eltern als auch des Kindes.


Bedeutung der Kommunikationsfähigkeit und Fachberatung

Besonders wichtig bei hochstrittigen Situationen ist es, dass die Eltern wieder befähigt werden, eine normale und bestenfalls wertschätzende Kommunikation zu führen. In solchen Fällen empfehle ich dringend, dass die Eltern eine (gegebenenfalls längere) Fachberatung bei einer anerkannten Familienberatungsstelle wahrnehmen. Dort werden Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten trainiert, um den Umgang dauerhaft zu entspannen.

In Jena stehen hierfür zum Beispiel folgende Stellen zur Verfügung:

Unter besonderen Voraussetzungen kann zusätzlich auch eine Aufsuchende Familientherapie (AFT) mit professioneller Betreuung von zuhause aus ermöglicht werden, um nachhaltige Verbesserungen zu erreichen.


Umgangspflegschaft

Die Umgangspflegschaft ist ein gerichtliches Instrument, das in besonders konfliktreichen Fällen das Kindeswohl schützen und die Umgangsausübung sicherstellen soll. Der vom Gericht bestellte Umgangspfleger ist neutraler Vermittler und Begleiter. Er unterstützt Eltern und Kind bei der Umsetzung und Einhaltung der Umgangsregelungen, vermittelt bei Streitigkeiten und trägt dazu bei, weitere Belastungen des Kindes zu verhindern.

Die Umgangspflegschaft kann langfristig angelegt werden und ist insbesondere bei eskalierten Konflikten ein deeskalierendes Mittel, um das familiäre Zusammenleben neu zu ordnen und dem Kind verlässliche Umgangskontakte zu sichern. Da es aktuell an Umgangspflegern fehlt, wird die Umgangspflegschaft von den Familiengerichten in Mittelthüringen allerdings nur selten angeordnet.


Begleiteter Umgang

Begleiteter Umgang findet unter Aufsicht eines neutralen Dritten statt. Dies kann eine sozialpädagogische Fachkraft oder ein Umgangspfleger sein. Ziel ist es, dem Kind Sicherheit und Schutz zu gewährleisten, wenn der Kontakt zum Umgangselternteil ohne Begleitung psychische oder körperliche Risiken birgt oder die familiären Konflikte stark eskaliert sind.

Für Kinder bedeutet dies eine größere Stabilität und Geborgenheit während der Umgangskontakte, auch wenn es für die Eltern den Verlust an Privatsphäre bedeutet. Begleiteter Umgang hilft, weitere seelische Belastungen zu vermeiden und das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind behutsam zu fördern.


Begleitete Übergabe

Begleitete Übergaben sind eine praktische Maßnahme, um den Wechsel des Kindes zwischen den Elternteilen konfliktfrei zu gestalten. Gerade wenn die Eltern nicht direkt miteinander kommunizieren können oder wollen, vermeiden begleitete Übergaben direkte Konfrontationen und schützen das Kind vor zusätzlichen Stresssituationen.

Diese Lösungen sind ein wichtiger Schritt, um die Belastung des Kindes zu reduzieren und langfristig wieder eine wertschätzende und tolerante Koexistenz der Eltern zu ermöglichen.


Fazit und persönlicher Blick

Aus meiner Sicht ist es zwingend erforderlich, das Kindeswohl bei hochstrittigen Umgangskonflikten durch geeignete Maßnahmen zu schützen und zugleich die Eltern zur Entwicklung einer positiven Kommunikationskultur zu befähigen.

Die Berücksichtigung der subjektiven Realitäten und Gefühle aller Beteiligten ist der Schlüssel zu nachhaltigen Lösungen. Nur durch wertschätzende, konstruktive Kommunikation und fachliche Unterstützung kann eine deeskalierende Atmosphäre geschaffen werden, die das Kind stabilisiert und alle Familienmitglieder entlastet.

Der Schutz des Kindes vor psychosozialen Belastungen bei hochstrittigen Umgangskonflikten ist von höchster Priorität. Das Wohl des Kindes muss jederzeit im Mittelpunkt unseres Handelns stehen. Die subjektiven Realitäten der Kinder, ihre Gefühle und persönlichen Bedürfnisse sind maßgeblich für die Konzeption von Umgangslösungen. Instrumente wie Umgangspflegschaft, begleiteter Umgang oder begleitete Übergaben ermöglichen es, in schwierigen Situationen den Kontakt zum Elternteil aufrechtzuerhalten und gleichzeitig den emotionalen Schutz des Kindes zu gewährleisten.

Alle Beteiligten – Eltern, Kind und das Gericht sowie die am Gerichtsverfahren beteiligten Professionen – sind gefordert, wertschätzend und verantwortungsvoll miteinander umzugehen, um eine Eskalation zu vermeiden und die bestmögliche Lösung für das Kind zu finden.

Kontaktieren Sie uns gerne für eine individuelle Beratung und Begleitung bei hochstrittigen Umgangskonflikten. 👉 Kontakt

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